Vorderösterreich nur die Schwanzfeder des Kaiseradlers?

Vorderösterreich nur die Schwanzfeder des Kaiseradlers?

Veranstalter
Deutsches Historisches Museum Berlin in Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte Bonn und der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (12344;12309;13700)
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12344;12309;13700
Ort
Freiburg im Breisgau
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.12.1999 - 27.02.2000

Publikation(en)

Württembergisches Landesmuseum Stuttgart (Hrsg.): Vorderösterreich nur die Schwanzfeder des Kaiseradlers?. Die Habsburger im deutschen Südwesten. Stuttgart 1999 , ISBN 3-88294-276-2 448 S., 419 Abb. 48 DM
Klaus Graf, Universität Freiburg

Ein kaum bekanntes Land soll erkundet werden: das 1805 von der Landkarte verschwundene Vorderoesterreich. Das Konglomerat der habsburgischen Territorien in Suedwestdeutschland war als eigene oesterreichische Provinz erst 1753 als Zusammenfassung der Besitzungen in Vorarlberg, Schwaebisch-oesterreich und im Breisgau geschaffen worden. Das Elsass und der Sundgau waren 1648 verlorengegangen. Vorderoesterreich war im 18. Jahrhundert etwas groesser als das Herzogtum Wuerttemberg, besass aber etwa ein Drittel weniger Einwohner. Eine glanzvolle Residenz, Kristallisationspunkt hoefischer Kunst, hatte es nicht aufzuweisen; Klein- und Mittelstaedte praegten die territorial zerstueckelten "Vorlande". Rottenburg am Neckar und das niederoesterreichische Schloss Schallaburg waren die bisherigen Stationen der baden-wuerttembergischen Landesausstellung, die sich mit der Bedeutung der vormals vorderoesterreichischen Lande fuer die Territorial- und Kulturgeschichte vornehmlich in der fruehen Neuzeit beschaeftigt.

Die Ausstellung ist als "Reise" durch das einstige Vorderoesterreich konzipiert. Wer den Eintritt von 8 DM entrichtet, erhaelt einen "Reisefuehrer" mit "Reisepass". Vom Schweizer Aargau im Mittelalter - hier liegt die Habsburg, die namengebende Stammburg - geht es ins Freiburg der Humanistenzeit, von dort ins Elsass, dann in die Grafschaft Hohenberg nach Rottenburg am Neckar, von dort in die Markgrafschaft Burgau nach Guenzburg. Von Ehingen an der Donau fuehrt der Reiseweg zum Bischofssitz Konstanz, neben Freiburg im Breisgau ein zweiter wichtiger staedtischer Mittelpunkt. Ein Abstecher gilt den hoefischen Zentren Innsbruck und Wien als oesterreichischen Bezugspunkten. Nach einem Blick auf die vier Waldstaedte Waldshut, Laufenburg, Saeckingen und Rheinfelden am Hochrhein kehrt der Besucher nach Freiburg und Umgebung zurueck: Die letzten Stationen sind "Freiburg und der Schwarzwald im 17. und fruehen 18. Jahrhundert", die Abtei St. Blasien und "Freiburg und der Breisgau im 18. Jahrhundert". Ein Epilog behandelt Aufloesung (1805) und Nachleben. In Freiburg wird dem Besucher das Ganze nur in verstuemmelter Form praesentiert. Extreme Raumnot erzwang den Verzicht auf die gewiss nicht unwichtigen Stationen "Die Donaustaedte und die Landvogtei Schwaben", "Landgrafschaft Nellenburg und Radolfzell" und "Vorarlberg".

Adressat der Kritik ist auschliesslich das Wuerttembergische Landesmuseum, denn das Augustinermuseum in Freiburg bekam die fertige Ausstellung geliefert und konnte keinen Einfluss geltend machen.

Die unaufdringliche Ausstellungsarchitektur hat mich nicht weiter gestoert. Auf Inszenierungen wurde ganz verzichtet - und weitgehend auch auf intelligente Einfaelle. Ein Drahtgestell in Menschenform soll als Reisebegleiter aus dem 18. Jahrhundert fungieren. Doch nur das Tonband des ersten Drahtmenschen sprach mich tatsaechlich an, bei dem zweiten langte ich mitten in einem zu langen Quellentext an und der dritte dieser Gesellen blieb zunaechst ganz stumm. Einen weiteren habe ich bei meinem ersten Besuch ganz uebersehen; er zitiert einen Reisebericht ueber Konstanz. Dass es sich bei merkwuerdigen Installationen mit Landschaftsfotos zwischen den regionalen Stationen um den "Reiseweg" handelt, habe ich erst der Lektuere der in bestem GrafikerInnen-Deutsch abgefassten Seite zur gestalterischen Konzeption im empfehlenswerten "Vernissage"-Heft zur Ausstellung (Zeitschrift "Vernissage", Heft 1 (1999) 9,80 DM) entnommen (S. 57). ueberhaupt nicht ueberzeugt hat mich die inhaltliche Konzeption und museumsdidaktische Durchfuehrung der Landesausstellung. Es handelt sich um eine sehr konventionelle historische Ausstellung, die meines Erachtens das Ziel, einem breiten Publikum praegnant und eingaengig historische Informationen zu vermitteln, verfehlt.

Bereits im ersten Raum, gewidmet den mittelalterlichen Grundlagen, ist der Besucher unangenehm beruehrt. Der Raum wirkt unuebersichtlich, die einzelnen Exponate sind nicht nummeriert. Da haengt in einer Vitrine eine Rolle, zu der ein Taefelchen lediglich vermerkt: "Stammtafel des Kaisers Karl V. 1535/50. Eiche, Messing, Eisen, Papier, kolorierte Holzschnitte. Stuttgart, Wuerttembergisches Landesmuseum". Naeheres zu dem Stueck, das korrekter als "Stammtafel der Habsburger bis auf Kaiser Karl V." haette bezeichnet werden muessen, wird verschwiegen. Man sieht einen gedruckten franzoesischen Text, erfaehrt aber nicht, was es damit auf sich hat. Wie lang ist die gesamte ausgerollte Stammtafel, wo und fuer wen ist sie entstanden?

Ich gehe einen Schritt weiter und sehe einen peinlichen Druckfehler: Auf einer der sich staendig umklappenden drei Karten wird die "territitoriale" Entwicklung dargestellt. Das scheint Programm zu sein, denn Oberflaechlichkeiten und inhaltliche Maengel lassen sich auch in weiteren Raeumen finden. Im zweiten Raum zu Freiburg ist eine von der Stadt Freiburg ausgestellte Urkunde von 1368 falsch als Brief des Buergermeisters bezeichnet worden. In der Vitrine ueber die Gegenreformation vermisst man nicht nur die in Rottenburg ausgestellten Stuecke, es fehlt auch zu einem Exponat (dem Religionsmandat von 1524) eine Beschriftung. Dafuer ist ein zusaetzliches Stueck ohne die sonst uebliche Angabe "ausser Katalog" ausgestellt, eine 1674 gedruckte Lebensbeschreibung des Hl. Fidelis, deren Titel mit zwei Fehlern wiedergegeben wird. Und in der naechsten Station zeigt eine angebliche Beschiessung der Stadt Konstanz durch die Schweden 1633 in Wirklichkeit das Stift Kreuzlingen.

Fuer meinen Geschmack sind zuviele Urkunden im ersten Raum und in der ganzen Ausstellung ausgestellt. Historische Ausstellungen zeigen leider haeufig zuviel "Flachware", mit der der Durchschnittsbesucher nicht viel anfangen kann. Transkriptionen fehlen in der Regel - so auch hier. Eine Siegelurkunde gleicht fuer den Laien der anderen, und die Haelfte der ausgestellten Urkunden und Akten tut dies in der Regel auch. Auf territorialpolitische Ereignisse (z.B. die Hinrichtung des Peter von Hagenbach oder der Verkauf der Vorlande) wird nur kurz angespielt, ohne dass ihre Hintergruende buendig erklaert werden.

Drei uebersetzte Quellentexte lassen die Hoffnung aufkommen, dass gelegentlich in der Ausstellung treffende historische Zitate fuer weitere Anschaulichkeit sorgen werden. Doch diese Moeglichkeit bleibt, mit Ausnahme der vom Reisebegleiter aus Draht gesprochenen Texte, ungenutzt, obwohl es passend zur inhaltlichen Konzeption nahegelegen haette, kurze Abschnitte aus Reiseberichten einzustreuen. Noch nicht einmal das von einem oesterreichischen Beamten des 18. Jahrhunderts stammende Titelzitat "Schwanzfeder des Kaiseradlers" wird thematisiert.

Es wird generell zuviel vorausgesetzt, und die Texte in der ganzen Ausstellung sowie im Reisefuehrer sind weit davon entfernt allgemeinverstaendlich und praegnant zu formulieren. Unerklaert bleiben beispielsweise "Sekundogenituren" (im Reisefuehrer S. 17 sogar in einer Zwischenueberschrift genannt), "Funeralembleme", "Exequienfeier" oder "Patronate". Was ist ein "Rodel", was ein "Zeughaus"? Der pensionierte Studienrat weiss dergleichen, alle anderen sollen, werden sich die Ausstellungsmacher gedacht haben, halt eine Fuehrung besuchen.

Nebenbei bemerkt: wird bei Ausstellungstafeln Flattersatz gewaehlt, so sollte aus Gruenden der Lesefreundlichkeit darauf geachtet werden, dass moeglichst keine Worttrennungen vorkommen.

Der Besucher ist gut beraten, wenn er in jedem Raum bzw. in jeder Station erst einmal den Abschnitt in seinem "Reisefuehrer" durchliest. Nur dadurch erschliesst sich einigermassen der Sinn der Zusammenstellung, denn die einzelnen Exponate sind voellig unzureichend beschriftet, und ein Nachschlagen im Katalog ist ja nicht moeglich. Auf der Schrifttafel zu jeder Station wird vor allem oberflaechliches territorialgeschichtliches Handbuchwissen ausgebreitet. Die im Reisefuehrer markierten Unterabschnitte sind in der Ausstellung nicht als solche ausgewiesen, was dazu fuehrte, dass ich bei der Station "Freiburg und der Schwarzwald im 17. und 18. Jahrhundert" raetselte, was ein Glasfenster des Propstes von Waldkirch von 1514/15 hier bedeuten soll. Meine Vermutung, es gehoere zum benachbarten Unterabschnitt "Zeugnisse habsburgischer Praesenz in Villingen", konnte ich nach laengerem Suchen im Katalog (S. 399) falsifizieren. Urspruenglich sollte es in der Station ueber Innsbruck und Wien Karrieren von Vorderoesterreichern illustrieren. Unerklaert bleibt beispielsweise auch, wieso eine Ansicht von Tiengen in der Station ueber die Waldstaedte zu finden ist.

In der Burgauer Station liegt in einer Vitrine ein Kupferstichwerk von 1601 aus. Die Beschilderung zitiert den ellenlangen lateinischen Titel, was eine leicht arrogante Haltung bekundet. Nur der Reisefuehrer verraet, was das Exponat hier soll: Karl von Burgau lieh sich das Werk aus, um seine Residenz mit Habsburgerbildnissen zu schmuecken.

Ein spannendes Stueck mit einer langen Inschrift, die auch drei "Meineid-Exempel" wiedergibt, ist die Saeckinger "Eidschwoertafel" von 1682. Ihre Funktion wird aber nicht erlaeutert - ein kulturhistorisch aufschlussreiches Exponat, Zeugnis fuer die hohe Bedeutung des Eids in der Vormoderne, bleibt als historische Quelle auf diese Weise stumm. Sicher ist es nicht Aufgabe einer historischen Ausstellung, mit ellenlangen Texten den Besucher zu ermueden, aber punktuell sollte die Freude an schoenen Dingen durch Bereitstellung weiterfuehrender Informationen unterstuetzt werden. Der Abguss vom Rottenburger Marktbrunnen zeigt laut Beischrift Kaiser Friedrich III. und zwei Erzherzoege. Den Kaiser erkennt man an der Krone, den Erzherzog am Hut - aber wieso ist der zweite Erzherzog einfach als Mann in Ruestung dargestellt? Solche moeglichen Entdeckungen des Betrachters sollten aufgenommen bzw. stimuliert werden.

Unter den Exponaten gibt es viele aesthetisch ansprechende Stuecke, wenngleich ausgesprochene Highlights fehlen. Die regionale Gliederung fuehrt dazu, dass sich langweilige traditionelle Herrschaftsgeschichte ueber Gebuehr in den Vordergrund draengt: jeweils ein paar Herrscher- und Beamtenportraets, flankiert von ein paar huebschen Ortsansichten. Im Fall von Konstanz sind nicht weniger als fuenf Stadtansichten aufgeboten worden, davon sind zwei (entnommen aus Stumpfs Schweizerchronik) identisch!

Ein roter Faden ist nicht auszumachen, nichts wird wirklich vertieft. Man haette einen realen Reiseweg der Ausstellung zugrundelegen koennen, naemlich den Brautzug der ungluecklichen Habsburgerin Marie Antoinette im Jahr 1770, der in den Stationen Guenzburg und Freiburg aufgegriffen wird. Oder man haette anhand der ueberaus zahlreichen Darstellungen zur Militaergeschichte beleuchten koennen, wie der Krieg in der fruehen Neuzeit die kuenstlerische und kartographische Produktion anregt.

Die Auswahl der Exponate wirkt in hohem Masse beliebig. Den sogenannten Rottenburger "Musenhof" der Erzherzogin Mechthild im 15. Jahrhundert illustrieren zwei Drucke, die aber aus dem 16. Jahrhundert stammen. Dieser "Musenhof" wird wohl als unverzichtbares "Ruhmesblatt" gesehen, das ebenso wie der bereits in der Freiburger Maximilian-Ausstellung von 1998 zur Genuege praesentierte Freiburger Humanistenkreis nicht fehlen darf. Die Ausstellung wirkt wie ein fruehneuzeitliches "Ehrengedaechtnis" zum Ruhme Vorderoesterreichs und der Habsburger Dynastie, sie bekennt sich jedoch nicht dazu.

"Wissenszonen" bzw. Exkurse sollen thematische Hintergrundinformationen bieten. Diejenige ueber die theresianischen bzw. josephinischen Reformen habe ich bei meinem ersten Besuch der Ausstellung vergeblich gesucht. Sie ist in Freiburg auf drei Herrscherportraets und ein Urbar anlaesslich einer Klosteraufloesung geschrumpft; der urspruenglich dazugehoerige josephinische Sarg wurde zu den Waldstaedten gestellt. Die Wissenszone ueber die Gegenreformation kann das Phaenomen nicht wirklich erfassen. Mehr Einsichten als diese lieblos zusammengestellte Vitrine vermittelt das in der folgenden Konstanzer Station zu betrachtende Schutzmantelbild mit Habsburgerherrschern. Voellig unzureichend ist mit vier denkbar langweiligen Exponaten die Wissenszone ueber die Staende. Was die Staende waren, wird im Reisefuehrer nur vage erklaert (S. 20). Wenn die Landstaende die "einzige verbindende Klammer fuer die oesterreichischen Territorien im deutschen Suedwesten" waren, wieso hat man sie dann nicht zentraler praesentiert?

Geschichte Vorderoesterreichs ist in der Ausstellung die Geschichte der Herrschenden, ist Maennergeschichte. Die Bauern und Frauen bleiben weitgehend ausgesperrt. Duestere Aspekte wie die gut erforschte Hexenverfolgung 1 hat man ebenso wie auch im Katalog unter den Tisch fallen lassen. Die Alltagsgeschichte, ja sogar die Wirtschafts- und Sozialgeschichte ist voellig unzureichend vertreten. Auch ueber die Musikpflege erfaehrt man nichts - gern haette ich ein paar Takte "vorderoesterreichischer" Barockmusik gehoert.

Da neuere Ansaetze kulturhistorischer Forschung nicht aufgegriffen wurden, wirkt das Ganze ueber weite Strecken wie ein konzeptionsloses kulturhistorisches Sammelsurium. Das reiche Begleitprogramm und das museumspaedagogische Angebot, ueber das auch im Internet informiert wird, bieten Interessanteres als diese belanglose und uninspirierte Pflichtuebung, die den nicht vorgebildeten Besucher ueberfordert. Ausstellungen sollten Spass machen und nicht zum Gaehnen animieren. Den Vergleich mit den meisten oesterreichischen Landesausstellungen haelt "Vorderoesterreich - nur die Schwanzfeder des Kaiseradlers?" jedenfalls nicht aus. Schade um das viele Geld!

Eine Ergaenzung zum Abschnitt "Vorderoesterreicher in Wien": Aufschlussreich fuer die Beziehungen Vorderoesterreichs zu Wien ist die Existenz einer vorderoesterreichischen Landsmannschaft, die fuer die Mitte des 17. Jahrhundert belegt ist. 1655 hielt der Wiener Barockprediger Florentius Schilling eine gedruckte Predigt: "Vorder-oesterreichische Landtsmannschaft", von der u.a. ein Exemplar in der Bayerischen Staatsbibliothek Muenchen verwahrt wird und sicherlich ein geeignetes Exponat gewesen waere (man findet es leicht ueber den OPAC: Signatur Res. 4. Or.fun. 269,16). In Wien hatten sich die Elsaesser, Breisgauer, Sundgauer und Vierwaldstaetter - die Bewohner der vier Waldstaedte am Oberrhein - vereinigt, obwohl Elsass und Sundgau 1648 weggefallen waren. Die Predigt enthaelt eine Matrikel der Mitglieder. Dass dieser Zusammenschluss lange gehalten hat, darf bezweifelt werden - spaetere Hinweise fehlen 2. Die Schwaebisch-oesterreicher trafen sich in der schwaebischen Landsmannschaft, der "schwaebischen Nation". Einen Hinweis auf den landsmannschaftlichen Zusammenhalt liefert eine neu publizierte, sehr anschauliche Quelle: die Lebenserinnerungen des vorderoesterreichischen Beamten von Arand, der bei seinen Aufenthalten in Wien von dem in der Ausstellung beruecksichtigten Mediziner Anton von Stoerck gefoerdert wurde. Arand schreibt, er fand "als Schwabe" Entrée bei Stoerck ("ein fuer seine Landsleute wohltaetiger Freund") 3. Im Begleitbuch findet man ueber die Beziehungen zu Wien leider keine Ausfuehrungen.

Multimedia in der Ausstellung: Fehlanzeige. Der Besucher hat also nicht die Moeglichkeit, wie in anderen Ausstellungen mittlerweile ueblich, zusaetzliche Informationen am Computer abzurufen. Der in Rottenburg realisierte "Medienraum" ist in Freiburg nicht existent.

Museums-Shop: Ist man von vergleichbaren Ausstellungen ein reichhaltiges, thematisch aufgefaechertes Buchangebot gewohnt, so ist im Freiburger Shop leider kaum Literatur zu finden, wohl aber entbehrlicher Andenkenkitsch.

Katalog: Es handelt sich um ein kompendioeses Begleitbuch mit zahlreichen niveauvollen wissenschaftlichen Beitraegen, das aufgrund seiner vielen und exzellenten Abbildungen auch dem Laien empfohlen werden kann. Zur Ausstellung ist aber lediglich ein duerres Verzeichnis der Exponate ohne Literaturangaben beigegeben. Das ist so nicht akzeptabel: Der wissenschaftliche Ertrag eines so aufwendigen Unternehmens besteht auch in der Bereitstellung von weiterfuehrenden Informationen zu den einzelnen Exponaten. Schmerzlich vermisst wird ein Register, das den reichen Stoff erschliessen koennte.

Internet (Stand vom 21.12.1999): Auch der Internetauftritt der Ausstellung ist klaeglich. Ganze zwei Exponate werden abgebildet, die Einfuehrung in die Thematik ist mehr als duerftig. Nicht einmal die Stationen der Ausstellung werden aufgelistet.

Mehr und Besseres war in Rottenburg zu finden - gluecklicherweise sind die dortigen Seiten mit Zeittafel und einigen Literaturangaben noch online: http://www.rottenburg.de/veranstal_99A004.htm

Informativer als der Freiburger war auch der kurze Einfuehrungstext der Schallaburg-Ausstellung: http://www.noel.gv.at/service/k/k1/schalla.htm

Wer sich fuer Vorderoesterreich interessiert, sollte lieber die gelungene Aargauer Online-Ausstellung "Die Habsburger an Rhein und Donau" bewundern: http://www.habsburg.arte24.ch

Dass diese vorbildliche Praesentation nicht unter den ganzen drei (!) Links der Freiburger Seiten erscheint, spricht fuer sich.

Anmerkungen:
1 Vgl. den Artikel ueber Schwaebisch-oesterreich von Johannes Dillinger im Lexikon Hexenverfolgung (1999), online: http://www.sfn.uni-muenchen.de/art747.htm

2 Zur Predigt von 1655 vgl. Franz M. Eybl, Abraham A Sancta Clara, Tuebingen 1992, S. 85; Franz Loidl, Landsmannschaften im barocken und heutigen Wien, Wien 1974, S. 1. Keine Predigt ist nachgewiesen in den reichen Klosterneuburger Bestaenden: Werner Welzig, Lobrede, Wien 1989, Register S. 679f.; kein Hinweis auf die Landsmannschaft bei Adolf Mais, in: Jahrbuch des Vereins fuer Geschichte der Stadt Wien 13 (1957), S. 95.

3 In Vorderoesterreichs Amt und Wuerden. Die Selbstbiographie des Johann Baptist Martin von Arand (1743-1821), bearb. von Helmut Waller, Stuttgart 1999, S. 46. Ebd., S. 39 erwaehnt Arand die Wiener "Nationalpredigt" des bekannten Mundart-Autors Sebastian Sailer am Ulrichsfest, in der dieser Ulrich als den "schwaebischen Heiland" bezeichnet hat. Zur schwaebischen Landsmannschaft in Wien vgl. Klaus Graf, Die schwaebische Nation in der fruehen Neuzeit, online: http://www.uni-koblenz.de/~graf/schwabn.htm.

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